Mittwoch, 24. Januar 2007
Verteilung der dunklen Materie

Am 8. Januar dieses Jahres sind die Reslutate eines über 1000 Beobachtungsstunden dauernden Programms zur Lokalisierung von dunkler Materie veröffentlicht worden. Dabei benutzte man den schwachen Gravitationslinseneffekt. Die Abbilder ferner Galaxien werden durch die Lichtablenkung, verursacht von Gravitation, leicht verzerrt. Aus diesen Verzerrungen lassen sich Rückschlüsse auf die Verteilung der dunklen Materie im Raum ziehen. Die dunkle Materie ist deshalb so wichtig, weil sie massgeblich an der Klumpenbildung der sichtbaren Materie in der Entwicklung des Universums – und damit der Entstehung von Galaxien, Sternen und Planeten – beteiligt ist. Gäbe es keine dunkle Materie, gäbe es auch keine Galaxien, denn die grossräumige Gravitationswirkung der sichtbaren Materie allein wäre zu schwach für eine Kontraktion zu den heute sichtbaren Objekten.
Da man nun weiss, oder zu wissen glaubt, wie die dunkle Materie im untersuchten Himmelsareal verteilt ist, erhofft man sich auch weitere Rückschlüsse darauf, was es mit dem Phänomen der dunklen Energie auf sich hat.
(Quelle: http://hubblesite.org/newscenter/archive/releases/2007/01/)

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Sonntag, 21. Januar 2007
Kosmische Blinklichter
Zu diesem Thema referiert Nadine Amlacher am Freitag, 26. Januar 2007 ab 20:00 in der Sternwarte Bülach. Diese öffentliche Präsentation dauert ca. 1- 1.5 Stunden und erläutert die Matura-Arbeit von Nadine Amlacher.

In ihrer Arbeit hat sie die Entfernung zum Kugelsternhaufen mittels veränderlicher RR Lyrae-Sternen bestimmt.

Bereits jetzt können einige Informationen zu dieser Arbeit über http://rrlyrae.star-shine.ch abgefragt werden. Dies ist unter anderem ein Filmchen, wo das blinken der Sterne in sekundenschnelle gesehen werden kann.

Nadine Amlacher freut sich auf zahlreiche Besucher.

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Freitag, 19. Januar 2007
Komet McNaught auf der Südhalbkugel eine Sensation!
Komet McNaught abgelichtet von Graham Palmer, Neuseeland.

Derzeit bietet der Komet McNaught auf der Südhalbkugel eine prächtige Show. Er präsentiert sich mit einem stark gebogenem und aufgefächertem Schweif, welcher sich am Himmel über 14° erstreckt. Dies stellt bereits den legendären Kometen West in den Schatten! Weitere Bilder unter http://www.spaceweather.com/comets/gallery_mcnaught_page12.htm

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Samstag, 6. Januar 2007
Totale Mondfinsternis vom 3. auf den 4. März 2007
Zeitlich optimaler könnte diese Mondfinsternis für uns Europäer kaum liegen; erstens spielt sie sich um Mitternacht ab, wenn der volle Mond den Kulminationspunkt passiert und zweitens über ein Wochenende, so dass man am darauf folgenden Sonntag nach durchwachter Nacht länger ausschlafen kann.



Die Mondfinsternis beginnt um 21:16 Uhr MEZ mit dem unauffälligen Eintritt des Mondes in den Halbschatten der Erde. Vorderhand wird man auf der Mondscheibe keine Veränderung wahrnehmen können; der Halbschattenkegel ist in seinen äusseren Partien noch stark durch Sonnenlicht aufgehellt. Erst etwa eine Viertelstunde vor dem Kernschatteneintritt (ca. 22:15 Uhr MEZ) beginnt sich der südöstliche Mondrand etwas einzutrüben. Richtig spannend wird das lunare Schattenspiel aber mit dem Eintritt des Mondes in den wirklich dunklen Kernschatten der Erde um 22:30 Uhr MEZ. Der Helligkeitsunterschied zwischen den beiden Schatten ist jetzt markant; es wird eine deutliche Delle von links unten her sichtbar, die sich fortan über die Mondkugel ausbreitet und dem vollen Mond bald ein gespenstisches Anlitz verleiht. Die finsteren Partien erscheinen durch ein Fernglas oder Teleskop betrachtet wider Erwarten nicht einfach schwarz, sondern schimmern je nachdem in einem rötlichbraunen diffusen Schimmer. Durch die Erdatmosphäre gelangen nämlich vor allem die langwelligen Anteile des Sonnenlichtes, also Gelb, Orange und Rot am besten hindurch - dies ist auch die Erklärung, weshalb eine auf- oder untergehende Sonne meist orange oder gar rot erscheint - und werden in den an sich dunklen Kernschatten in sehr flachem Winkel abgelenkt. Die schwache "Schummerbeleuchtung" - der Vollmond ist, dort wo verfinstert nun bis zu 10'000-mal schwächer erhellt - lässt das Schauspiel der totalen Mondfinsternis zu einem farbenprächtigen Ereignis werden.

Wenn man während der Mondfinsternis auf unserem Nachbarn im All sitzen und Richtung Erde schauen würde, könnte man beobachten, wie das Tagesgestirn hinter der Neuerde verschwindet und sich um die dunkle Erdkugel herum ein rötlicher Lichtsaum, bilden würde; die sich vereinigende Morgen- und Abenddämmerung.

Interessant wird es zehn Minuten vor Eintritt der Totalität

Eine Stunde nach Beginn der partiellen Phase wird der aufmerksame Beobachter bemerken, dass schon wesentlich mehr Sterne am Himmel funkeln, als noch vor der Finsternis. Um 23:30 Uhr MEZ ist nur noch eine schmale Lichtsichel des Vollmondes übrig und je näher die totale Phase rückt, desto schwächer wird die Beleuchtung der Landschaft. Auf einmal wähnt man sich inmitten einer sternklaren Neumondnacht; selbst die schwächeren Sterne und die Milchstrasse sind zu erkennen. Von 23:43.8 Uhr MEZ bis 00:58.0 Uhr MEZ empfängt der Märzvollmond kein direktes Sonnenlicht mehr, sondern kulminiert als roter Ball in den irdischen Dämmerungsfarben im Süden. Gegen die Finsternismitte hin, die um 00:20.9 Uhr MEZ ist, wird der Trabant noch leicht dunkler, ehe sein nordöstlicher Rand sich allmählich wieder etwas aufzuhellen beginnt.

Ab 1 Uhr läuft alles verkehrt herum ab

Kurz vor 1 Uhr MEZ (am 4. März 2007) geht im Bereich Sinus Roris - Herpalus - Mare Frigoris wieder die Sonne hinter der Erde auf; das totale Schauspiel ist vorüber. Fortan läuft die Mondfinsternis in umgekehrter Reihenfolge ab. Bis 02:11.7 Uhr MEZ dauert die zweite partielle Phase, ehe der Vollmond dann den zentralen Kernschatten verlässt. Für eine Weile ist dann noch im Bereich Mare Crisium - Mare Fecundidatis der rauchartige Schleier des inneren Erdhalbschattens erkennbar. Doch fast unbemerkt wird dieser schwächer und schon bald erinnert nichts mehr an das soeben zu Ende gegangene Naturschauspiel.

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Freitag, 5. Januar 2007
Komet McNaught immer heller
Sofern das Wetter mitmacht, kann derzeit tief am Abendhimmel, kurz nach Untergang der Sonne, Komet C/2006 P1 (McNaught) gesichtet werden. Dazu sollte ein gutes Fernglas ausreichen, nötig ist aber ein sehr klarer und uneingeschränkter Westhorizont.


Foto: Michael Jäger + Gerald Rhemann, 3.1.07

Komet McNaught ist weiterhin gut auf Kurs, auch wenn er etwas seinen Helligkeitsanstieg verlangsamt hat. Derzeit wird er auf 1-2 mag geschätzt (Quelle comets-ml). Experten rechnen immer noch damit, dass er auch ohne zusätzliches "forward scattering" -1 mag im Perihel (12.1.07) erreichen könnte. Mit einem Ausbruch dürften es kurzzeitig gar -3 bis -4 mag werden. Warten wir's mal ab. Nur schade, dass der Komet derart ungünstig für uns Nordhalbkugelbewohner steht. Wäre der Komet mit dieser Helligkeit in grosser Höhe am Nachthimmel sichtbar, würde er sicherlich eine ebenso imposante Erscheinung wie damals im Jahre 1996 bei Komet Hyakutake abgeben.

Ab dem 12.1. kann man dann McNaught live im Internet dank der SOHO-Sonde beobachten. Hier der voraussichtliche Pfad: http://ares.nrl.navy.mil/sungrazer/images/C2006P1_C3_full.gif

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Mittwoch, 13. Dezember 2006
Polarlichtwarnung für den 14./15.12.06
Heute morgen um 02:41 UTC ist bei der zentralen Sonnenfleckengruppe (Region 930) erneut ein grosser X-class Flare aufgetreten. Die durch dieses Ereignis entstandene Coronal Mass Ejection (CME) dürfte die Erde bereits im Laufe des morgigen Tages erreichen und möglicherweise Polarlichter am Abend des 14. und evtl. 15. Dezembers auslösen. Es lohnt sich also, in den kommenden Nächten Ausschau danach zu halten.

Bereits am 5.12. hat die selbe Gruppe einen massiven X9 Flare erzeugt. Damals lag die Fleckengruppe aber am Sonnenrand, so dass der CME die Erde nicht frontal traf. Diesmal sieht es aber anders aus (siehe nachfolgende Aufnahme im Weisslicht):

Sonnenflecken am 13.12.06

Hier noch der Originaltext der Alert-Message:

=================================================================
This Is SKY & TELESCOPE's AstroAlert for Sun-Earth Interactions
=================================================================

A s t r o A l e r t
Sun-Earth Alert

Solar Terrestrial Dispatch
http://www.spacew.com

13 December 2006


ALERT FOR POSSIBLE STRONG AURORAL ACTIVITY - 14-15 DEC 2006

After stabilizing during the last week, active sunspot Region 930 began
growing again during the last 24 hours. Rapid growth in the southeastern
quadrant of the spot cluster resulted in a significant increase in magnetic
shear - a component required to produce energetic solar flare activity. At
02:41 UTC on 13 December, this active region spawned another major X-class
solar flare. This event, rated a class X3.4 event, included some intense
radio emissions and was also responsible for accelerating energetic protons
to near relativistic velocities. Only about 5-minutes after solar x-rays
reached a maximum, these very energetic protons began arriving at the Earth.
Their energies were strong enough to enhance radiation levels in the polar
regions at ground levels for a few hours in what is known as a Ground Level
Event (or GLE). The enhanced radiation does not pose a health hazard for
populations outside of the polar zones, although it is possible some
transpolar aircraft flights may have needed to be rerouted or reduced in
altitude for a time following this event (we have no confirmation of such
actions at the present time).

The coronal mass ejection thrown out by this energetic event is expected
to impact the Earth during the early to mid-portion of the UTC day of 14
December. For residents in North America, this is equivalent to the late
evening and early morning hours of 13/14 December. When this disturbance
impacts, and for approximately 18 to 24 hours thereafter, there is a good
chance auroral activity ("northern lights") will intensify to levels that
will permit observations from widespread mid-latitude (and perhaps even lower
latitude) locations. All of the mid-U.S. states may observe periods of
activity on 14 December if this disturbance arrives or lasts sufficiently
long to be observed during a favorable portion of the night. If no activity
is oberved on 14 December, try again on 15 December. Whether activity is
observed beyond the 15th will depend on whether Region 930 spews out
additional energetic events.

The auroral activity watch issued for this time period follows below.

MIDDLE LATITUDE AURORAL ACTIVITY WARNING
Updated: 06:15 UTC on 13 December 2006
Solar Terrestrial Dispatch
www.spacew.com


VALID BEGINNING AT: 00:00 UTC ON 14 DECEMBER
VALID UNTIL: 23:00 UTC (5 pm EDT) ON 15 DECEMBER

HIGH RISK PERIOD: 14 DECEMBER (UTC DAYS)
MODERATE RISK PERIOD: 14 - 15 DECEMBER

PREDICTED ACTIVITY INDICES: 15, 70, 30, 15 (13 - 16 DECEMBER)

POTENTIAL MAGNITUDE OF MIDDLE LATITUDE AURORAL ACTIVITY: HIGH

POTENTIAL DURATION OF THIS ACTIVITY: MAIN BELT = 12 HOURS
MINOR BELT = 12-24 HOURS

ESTIMATED OPTIMUM OBSERVING CONDITIONS: NEAR AND AFTER LOCAL MIDNIGHT

EXPECTED LUNAR INTERFERENCE: MODERATE AFTER LOCAL MIDNIGHT

OVERALL OPPORTUNITY FOR OBSERVATIONS FROM MIDDLE LATITUDES: GOOD TO VERY GOOD

AURORAL ACTIVITY *MAY* BE OBSERVED APPROXIMATELY NORTH OF A LINE FROM...
(THIS LINE IS VALID *ONLY* IF FAVORABLE STORM CONDITIONS OCCUR)

NORTHERN CALIFORNIA TO NORTHERN NEVADA TO COLORADO TO KANSAS TO SOUTHERN
MISSOURI TO TENNESSEE TO NORTH CAROLINA.

ACTIVITY *MAY* ALSO BE OBSERVED APPROXIMATELY NORTH OF A LINE FROM...
(THIS LINE IS VALID *ONLY* IF FAVORABLE STORM CONDITIONS OCCUR)

FRANCE TO NORTHERN ITALY TO AUSTRIA TO SOUTHERN POLAND TO CENTRAL RUSSIA.

NEW ZELAND AND SOUTHERN AUSTRALIA MAY ALSO SPOT PERIODS OF ACTIVITY
MODERATE TO STRONG ACTIVITY.

SYNOPSIS...

A powerful and well-directed solar flare from active solar Region 930
was observed early on 13 December. This event has the potential to produce
periods of moderate to strong (possibly even intense) auroral storm activity
on 14 December, possibly lingering into 15 December. The most intense phase
of activity is likely to occur some hours after the initial impact, which is
currently expected near 07:00 UTC on 14 December (2 am EST on 14 December).
The moon will begin to impinge on observations after it rises sometime after
local midnight, so the best observations (if possible) will occur prior to
and near local midnight when the moon is still below the horizon.

This warning will remain valid through 24:00 UTC (5 pm EST) on
15 December. It will be updated or allowed to expire at that time. For
updated information, visit: http://www.spacew.com/aurora/forum.html. For
real-time plots of current activity, visit: http://www.spacew.com/plots.html

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Mittwoch, 11. Oktober 2006
Komet SWAN sichtbar am Abendhimmel !
Der am 20.06.2006 entdeckte Komet SWAN (C/2006 M4) kann in diesen Wochen ideal am Abendhimmel zwischen 20:00 und 21:00 beobachtet werden. Der Komet befindet sich im Sternbild Canes Venatici, welches etwas unterhalb des grossen Bären liegt. Mit einer Helligkeit von ca. 8 mag. ist dieser Komet zwar nicht von Auge sichtbar, dafür erscheint er prächtig im Okular eines Teleskops. Auch im grösseren Fernglas ist der Komet SWAN auszumachen. Der Komet steht in einer Entfernung von 1.12 Astronomischen Einheiten und ist somit nur wenig entfernter als die Sonne.

Bild des Kometen Swan
Farb-Aufnahme gemacht von Michael Jäger und Gerald Rhemann. (Anmerkung: Bei der Beobachtung von Auge erkennt man nur das helle Zentrum des Kometen)


Diese Aufnahme stammt von Thomas Knoblauch und wurde anlässlich der öffentlichen Führung vom 12.10.06 am eigenen 8" Newton Teleskop aufgenommen. Die Striche auf dem Bild stammen von der Bewegung des Kometen. Der Komet ist fast so im Okular eines Teleskopes auszumachen, wobei ansatzweise ein Schweif nach oben rechts gesehen werden kann.

Weiterführende Informationen:
** Ephemeriden:
http://cfa-www.harvard.edu/iau/Ephemerides/Comets/2006M4_1.html
** Tägliche Aufsuchkarten mit Details:
http://www.heavens-above.com/comet.asp?cid=C%2F2006+M4&lat=0&lng=0&alt=0&loc=Unspecified&TZ=CET
** Bahn des Kometen am Nachthimmel:
http://www.astronomie.de/fachbereiche/kometen/Aufsuchkarten/swan.jpg
** Weitere Aufsuchklarte:
http://www.kometarium.com/2006m4.html

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Freitag, 8. September 2006
Düstere Wolkenfinsternis


thb. - Gegen 45 Schaulustige warteten in der Sternwarte Bülach am Donnerstagabend vergeblich auf den Teil verfinsterten Vollmond. Bis um 20 Uhr sah der Himmel gar nicht so schlecht aus, doch dann braute sich über dem Oberland und den Glarneralpen ein heftiges Gewitter zusammen und versperrte jegliche Sicht auf den grössten Vollmond des Jahres. Erst gegen 23.30 Uhr lichtete sich das Gewölk, das Mondspektakel war jedoch längst vorüber. Wie schön hätte man die Mondfinsternis abends darauf gesehen (siehe Bild). Vielleicht haben wir in der Märznacht vom 3. auf den 4. dann mehr Glück; dann ist totale Mondfinsternis.

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Donnerstag, 24. August 2006
Acht Planeten und ein „Zwergplanet“
Während zweier Wochen haben 2300 Astronomen an der in Prag zu Ende gegangenen Tagung der Internationalen Astronomischen Union IAU über die Planetenfrage debattiert. Die Vorschläge reichten von drei neuen Planeten bis zur Aberkennung des Planetenstatus von Pluto. Nun ist entschieden; seit gestern besitzt unser Planetensystem nur noch acht Planeten und mit Pluto neu einen „Zwergplaneten“.

Von Thomas Baer, Sternwarte Bülach

Dass jenseits der Plutobahn weitere Objekte die Sonne umkreisen, stand nie in Frage. Das erste grössere Objekt im Kuipergürtel - einer scheibenförmigen Region, die sich hinter der Neptunbahn erstreckt und schätzungsweise mehr als 70.000 Objekte beherbergt - entdeckte man bereits 1992. Quaoar galt mit 1300 km Durchmesser lange Zeit als bislang grösstes von 550 gegenwärtig bekannten transneptunischen Objekten, ehe mit den im Jahre 2003 entdeckten Objekten UB 313 („Xena“) und EL61 und einem 2005 gesichteten Gestirn mit der vorläufigen Nummer FY9 noch grössere Brocken gefunden wurden.

Es ist verständlich, dass in den letzten Jahren unter den Astronomen eine Diskussion entbrannte, welche Kriterien ein Planet erfüllen sollte. Entscheidet die Grösse oder die scheinbare Helligkeit über das Sein oder nicht Sein eines Planeten? Oder gibt es noch ganz andere Kriterien, einen Himmelskörper als Planeten zu bezeichnen?
Der Streit um den im Jahre 1930 entdeckten Pluto dauert nun schon Jahrzehnte. Irgendwie tanzte der ferne Sonnenwandler mit seiner 17° schiefen, stark exzentrischen Bahn und wegen seiner bescheidenen Grösse von nur 2300 km (der Erdmond zum Vergleich misst 3480 km) immer etwas aus der Reihe. Als auch sein Mond Charon näher vermessen wurde, sahen viele Astronomen gar einen Doppelplaneten, denn Charon ist nur unwesentlich kleiner als sein Mutterplanet und der gemeinsame Schwerpunkt beider Gestirnen liegt irgendwo dazwischen.
Erst recht ins Rollen kam die Diskussion um die Planetenfrage, als im Jahre 2003 in 14.6 Milliarden km Abstand von der Sonne mit UB 313 „Xena“ ein rund 2400 km mächtiger Himmelskörper jenseits der Plutobahn gefunden wurde.

Die Planetenfrage erhitzt die Gemüter

Die Internationale Astronomische Union IAU hat aus diesem Grund eine Kommission ins Leben gerufen, die eine klare Definition der Planeten formulieren sollte. Geplant war an der gestern zu Ende gegangenen 26. Generalversammlung der IAU in Prag einen Vorschlag der Öffentlichkeit vorzustellen und darüber abzustimmen.

Über die möglichen Varianten wurde in den letzten Tagen viel spekuliert und diskutiert. So lagen Formulierungen im Raum, Pluto aufgrund seiner Grösse und extremen Bahn wieder zu einem Kleinplaneten zurückzustufen, andere prägten den Begriff von „Zwergplaneten“. Diese Idee stiess aber auf amerikanischer Seite – der Amerikaner Clyde Tombaugh entdeckte 1930 am Lowell-Observatorium in Arizona Pluto - auf heftige Kritik. Ein anderer Vorschlag ging dahin, das Kriterium zum Planeten über ihre absolute Helligkeit zu definieren.
Am Dienstag vor einer Woche hat die IAU den Spekulationen ein vorläufiges Ende bereitet und den offiziellen Vorschlag des „Planet Definition Commitees“ in einer Pressemitteilung dargelegt.
In den Tagen darauf wurde an der so genannten Resolution 5 ständig herumgeschraubt. Bis Mittwoch war noch kein eigentlicher Konsens und vor allem noch keine überzeugende Mehrheit der Astronomen bei der Planetendefinition gefunden.



Früher waren Planeten „Wandelssterne“

Der Begriff Planet stammt aus dem Griechischen „planetes“, was soviel wie „Wanderer“ vor der Fixsternkulisse bedeutet. Früher war die Definition eines Planeten eine rein visuelle Angelegenheit; heute reicht dieser Begriff nicht mehr aus, wie die nachfolgenden Neudefinitionen zeigen:

Ein Himmelskörper ist ein Planet, sofern er das grösste Objekt in seiner lokalen Umgebung ist und wenn er sich aufgrund seiner eigenen Masse im hydrostatischen Gleichgewicht befindet (was generell bei einer Masse von mehr als 5 * 1020 kg und einem Durchmesser von mehr als 800 km der Fall ist) und demzufolge eine runde Gestalt aufweist. Dieses Kriterium erfüllt eine Vielzahl neu entdeckter Objekte (siehe Grafik). Alle acht vor 1900 entdeckten Planeten behalten natürlich ihren Planetenstatus. Neu wird aber die Gruppe der „Zwergplaneten“ geschaffen, zu denen Pluto, gewissermassen als Prototyp der transneptunischen Objekte (Objekte jenseits der Neptunbahn, kurz TNO’s) zählt. Auch zur Kategorie der Zwergplaneten gehören nun das fast 2500 km grosse Kuiper-Gürtel-Objekt UB 313 mit dem inoffiziellen Namen „Xena“ und ein Dutzend weiterer Objekte jenseits der Neptunbahn, hingegen bleibt der 1207 km grosse Charon ein Mond Plutos. Der rund 950 km mächtige Asteroid Ceres zwischen der Mars- und Jupiterbahn ist natürlich kein TNO, jedoch neu ein Zwergplanet.
Alle anderen Asteroiden, „Erdbahnkreuzer “ und Kometen, kleiner als 800 km, werden als „kleine Sonnensystemkörper“ bezeichnet.
Mit der Schaffung der drei Hauptkategorien „Planeten“, „Zwergplaneten“ und „Kleine Sonnensystemkörper“ hat man für Pluto doch noch einen besonderen Status geschaffen.

Da waren’s nur noch acht

Ob nun die Planetendiskussion endgültig vom Tisch ist, wird sich zeigen. Nach den heftigen Debatten würde es nicht erstaunen, wenn auf die nächste IAU-Tagung hin vom August 2009 in Brasilien das Thema noch einmal aufgegriffen würde. Bis dahin ziehen Pluto, Charon, Xena, Sedna, Orcus, Quaoar, Varuna oder Ixion unbeirrt ihre Bahnen um die Sonne.

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Mittwoch, 23. August 2006
Weiterhin kein Konsens bei der Planetendefinition
An der gestrigen IAU Informationsveranstaltung zur Planetendefinition ging es rund zu und her. Die IAU hatte ihren letzten Vorschlag (siehe unsere News vom 16. und 21.8.) überarbeitet und in drei Teilen dem Publikum präsentiert. An den Texten wurde fieberhaft bis kurz vor der Veranstaltung gearbeitet. Die Diskussion wurde dabei nach verschiedenen Berichten zufolge ziemlich hitzig geführt. Julio Fernández, der Mitinitiant des populären Alternativ-Vorschlages, meinte, dass es sich bei der neuen Fassung praktisch um den selben Text wie vorher handle. Nachdem er seinen Vorschlag nochmals erläutern wollte, wurde er von IAU Präsident Ron Ekers abrupt unterbrochen. Ein Vorkommnis, das auch von Brian Marsden dem Vorsitzenden des Minor Planet Centers als "disgraceful treatment" bezeichnet wurde. Der offizielle Vorschlag sieht wie folgt aus.



Resolution 5
Diese enthält die eigentliche Definition und stützt sich hauptsächlich auf die letzte Fassung. Änderungen gibt es im zweiten und dritten Abschnitt:

(2) In our Solar System we distinguish between the eight
"classical planets", as the dominant objects in their local
population zones, and "dwarf planets", which are not.

Dieser Abschnitt wäre faktisch identisch mit dem ursprünglichen Vorschlag. Das heisst, Pluto und die anderen grossen TNO's würden neu "Dwarf Planets" genannt. Diesmal aber mit der Erklärung, dass sie nicht die dominierenden Objekte in ihrer Umgebung sind.

(3) All natural non-planet objects orbiting the Sun, currently
including most of the Solar System asteroids, near-Earth
objects (NEOs), Mars-, Jupiter-, Neptune-Trojan asteroids, most
Centaurs, most Trans-Neptunian Objects (TNOs), and comets, shall
be referred to collectively as "Small Solar System Bodies". In
the new nomenclature the term "minor planet" is not used.

Hier wird zwar im Vergleich zur Vorversion weiter präzisiert, unter dem Strich ist aber auch hier keine wesentliche Änderung erkennbar. Es fehlt aber der ausdrückliche Hinweis, dass Pluto ein Planet sei (bisher: We recognize Pluto to be a planet...).

Resolution 6
Diese Resolution ist ein Zusatz zur eigentlichen Definition. Hier wird nochmals separat ausgeführt, was bisher in der Resolution 5 enthalten war. Als Neuerung bezeichnet man Pluto als Zwergplanet und nicht mehr direkt als Planet wie in der ersten Version. Daneben möchte man eine eigene Plutoklasse einführen und diese durch das MPC [1] separat von den übrigen Kleinplaneten katalogisieren.

Pluto is a dwarf planet by the above scientific definition,
as are one or more recently discovered large trans-Neptunian
objects. In contrast to the classical planets, these objects have
orbital periods in excess of 200 years and typically have highly
inclined orbits with large eccentricities. We designate this
category of planetary objects, of which Pluto is the prototype,
as a new class that we call 'XXXXX'. We propose that the MPC
create an new and separate catalog for these objects and their
orbital characteristics, with Pluto as the first entry.

Unklar ist weiterhin, wie die separate Plutoklasse konkret heissen soll. Das zuerst vorgeschlagenen "Plutons" gab in den letzten Tagen heftige Kritik, da dieses Wort in diversen anderen Sprachen (z.B. Französisch) identisch mit Pluto wäre. Weiter zur Diskussion standen: Plutoids, Tombaugh Objects/Planets, Plutonids, Plutians, Plutonoids oder Plutinos.

Resolution 7
In diesem Teil geht es hauptsächlich um die Mond/Planeten-Frage. Bei zwei oder mehreren Objekten eines Mehrfachsystems, wird das primäre (grössere) Objekt als Planet bezeichnet, sofern es unabhängig die Kriterien der Planeten erfüllt. Sollte der Begleiter die Bedingungen ebenfalls erfüllen und befindet sich der Massenschwerpunkt (Baryzentrum) während der meisten Zeit eines Umlaufes ausserhalb des Hauptobjektes, so würde auch der Begleiter als Planet bezeichnet. Andernfalls wäre er ein Mond im bisherigen Sinne. Auch hier eigentlich keine substanzielle Änderung zur Vorversion.


Nach über einer Stunde turbulenter Diskussionen wurde schliesslich durch eine Testabstimmung nochmals die Stimmung gemessen und es zeigt sich, dass auch die neuen Formulierungen wenig Unterstützung fanden:

70% Ablehnung für Resolution 5
80% Ablehnung für Resolution 6
80% Ablehnung für Resolution 7

Ein unerwartet schlechtes Ergebnis. Damit war klar, dass die IAU ihren Vorschlag gravierend ändern müsste, will sie mit einer Zustimmung an der definitiven Abstimmung am kommenden Donnerstag rechnen.

Wie aus weiteren Berichten [2] zu erfahren war, hat daraufhin das Planet Definition Committee unter Führung von Owen Gingerich den Vorschlag im Laufe des Nachmittags weiter überarbeitet. Im Anschluss daran fand nochmals eine unplanmässige Diskussionsrunde mit Fachleuten hinter verschlossenen Türen statt.

Wie dieser überarbeitete Vorschlag "draft c" im Detail aussieht, war bisher leider nicht zu erfahren. Er stiess aber aufgrund verschiedener Berichte auf eine breite Zustimmung. Es scheint praktisch sicher zu sein, dass wenn dieser Vorschlag am Donnerstag durchkommen sollte, Pluto seinen offiziellen Planetenstatus verlieren würde. Die wichtigste Änderung in der Definition wäre, dass ein Planet der dominierende Körper in seinem Orbit/Umgebung sein muss. Bei Pluto ist dies nicht der Fall, da er die Bahn des grösseren Neptun kreuzt. Zusätzlich scheint die IAU auch davon abgekommen zu sein, eine Definition für alle Planeten (also auch solche in fremden Planetensystemen) zu formulieren, sondern will sich ausschliesslich auf das Sonnensystem beschränken. Dies ist auch klar aus dem Text der Resolution 5 (2) ersichtlich.

S&T schreibt sogar als Schlagzeile auf ihrer Homepage [3], dass der gestrige Tag mit "The Day We Lost Pluto" Geschichte schreiben würde und zitiert damit Jay Pasachoff vom Williams College, Massachusetts, welcher die allgemein vorherrschende Stimmung an der Diskussionsrunde beschreibt. Die Schlussabstimmung der 2'300 Astronomen ist nun auf Donnerstag 24.8., 14 Uhr geplant. Weitere Diskussionsrunden sind nicht mehr vorgesehen. Zur Abstimmung kommt ausschliesslich der nochmals überarbeitete Vorschlag der IAU. Die Mitglieder haben daher nur die Möglichkeit den Vorschlag anzunehmen oder ihn abzulehnen. Letzteres würde den Status quo mit den derzeit neun Planeten zementieren und es gäbe keine Änderung oder offizielle Definition in der Planetenfrage. Zumindest bis zur nächsten IAU General Assembly im August 2009 in Brasilien. Doch die aktuellen Zeichen aus Prag deuten wohl eher darauf hin, dass wir am Donnerstag mit einer Definition - ohne Pluto als offizieller Planet - rechnen können.

Weiterführende Links
[1] http://cfa-www.harvard.edu/iau/mpc.html
[2] http://www.newscientistspace.com/article/dn9818-astronomers-lean-toward-eight-planets.html
[3] http://skytonight.com/news/home/3707031.html

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