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Dienstag, 15. August 2006
Zuwachs in der Planetenfamilie
stefan meister, 16:44h
<updated 16.8.06> Es sieht ganz danach aus, dass unser Sonnensystem nach 75 Jahre wiedereinmal Zuwachs bei den Planeten erhält.
Damals wurde nämlich Pluto von Clyde Tombaugh am Lowell-Observatorium in Arizona entdeckt und von der Internationalen Astronomischen Union (IAU) als neunter und bisher letzten Planeten klassifiziert. Seither wurden viele neue Körper im Sonnensystem entdeckt. Bei einigen (z.B. 2003 UB313) stellte sich sogar heraus, dass sie grösser als Pluto sind. Da die Frage, was genau ein Planet ist, bisher nie klar festgelegt wurde, herrschte nun Unklarheit, ob es sich bei den Neuen lediglich um sehr grosse Kleinplaneten oder um eigenständige Planeten handelt.
Die IAU hatte daraufhin eine Kommission ins Leben gerufen, die eine klare Definition der Planeten formulieren sollte. Geplant war an der derzeit laufenden 26. General Assembly der IAU in Prag [1] den Vorschlag der Öffentlichkeit vorzustellen und darüber abzustimmen.
Ueber die möglichen Varianten wurde in letzter Zeit viel spekuliert. So lagen auch Formulierungen im Raum, Pluto aufgrund seiner Grösse und Bahn wieder zu einem Kleinplaneten zurückzustufen. Diese waren vermutlich aus amerikanischer und auch historischer Sicht nicht haltbar. Ein anderer Vorschlag ging dahin, das Kriterium zum Planeten über ihre absolute Helligkeit (V-magnitude) zu definieren. Dieser Vorschlag wurde überigens gerade noch gestern im IAU Newsletter Nr. 2 der Konferenz publiziert [2].
Heute morgen hat die IAU den Spekulationen ein Ende bereitet und den offiziellen Vorschlag des Planet Definition Commitees in einer Pressemitteilung [3] dargelegt.
Nach dieser sogenannten Resolution 5 dürfte ein Planet über die Gravitationskomponente definiert werden: Ein Planet soll ein Himmelskörper sein, der a) genügend gross ist, dass er sich aufgrund seiner eigenen Masse im hydrostatischen Gleichgewicht (hydrostatic equilibrium) befindet und demzufolge von nahezu runder Gestalt ist; sowie b) sich um einen Stern bewegt und dabei weder selber ein Stern, noch ein Begleiter eines anderen Planeten ist.
Es wird noch ergänzt, dass die Grösse für a) näherungsweise für Objekte mit einer Masse ab 5 x 10^20 kg und einem Durchmesser von mehr als 800 km zutrifft. Auch bei b) gibt es noch eine Präzisierung und zwar jene, dass bei einem Mehrkörpersystem auch der kleinere Begleiter als eigenständiger Planet anerkannt wird, sofern sich der Masseschwerpunkt (das Baryzentrum) zwischen den Körpern befindet. Letzteres ist beim System Pluto/Charon der Fall, womit also auch Charon den Status eines Planeten erhalten dürfte. Wir hätte es also hier mit dem ersten Doppelplaneten im Sonnensystem zu tun.
Der Vorschlag der IAU unterscheidet zwischen den klassischen acht Planeten, welche vor 1900 entdeckt wurden und sich auf kreisähnlichen Bahnen nahe der Ekliptik bewegen und den übrigen planetaren Objekten die kleiner als Merkur sind. Der bisher grösste Kleinplanet Ceres erhält neu den Status eines Planeten. Aus historischen Gründen wird noch vorgeschlagen, Ceres als "dwarf planet" also Zwergplanet von den übrigen klassischen Planeten abzugrenzen.
Als bemerkenswertes Details steht am Rande noch zu lesen, dass die ebenfalls grossen Kleinplaneten Pallas, Vesta und Hygeia bisher noch zu wenig genau untersucht wurden und sich alle drei möglicherweise ebenfalls in einem hydrostatischen Gleichgewicht befinden könnten. Sollte sich dies tatsächlich bewahrheiten, wären auch diese drei Himmelskörper als Planeten, bzw. Zwergplaneten, zu bezeichnen.
Wie erwartet wird auch Pluto als Mitglied der Transneptunischen Objekten (TNO's) weiterhin der Planetenstatus gewährt. Solche TNO's haben im Gegensatz zu den klassischen Planeten typischerweise stark geneigte Bahnen mit hoher Exzentrität und Umlaufszeiten von über 200 Jahren. Es wird vorgeschlagen, diese Gruppe neuer Planeten, wovon Pluto der Prototyp wäre, als "Plutons" oder zu Deutsch "Plutone" zu benennen.
Alle weiteren Objekte im Sonnensystem, welche nicht die Definition eines Planeten erfüllen, aber die Sonne umkreisen, sollen kollektiv als "Small Solar System Bodies" benannt werden. Es wird explizit auch erwähnt, dass man in Zukunft die Bezeichnung "Minor Planet" nicht mehr verwenden möchte.
Somit hätten wir also, sollte sich dieser Vorschlag durchsetzen, mit mindestens drei neuen Planeten im Sonnensystem zu rechnen: Ceres, Charon und 2003 UB313 (auch inoffiziell Xena genannt).
Wie erwähnt ist dies erst der Vorschlag der IAU Kommission (wenn auch ein sehr konkreter und weit fortgeschrittener) und noch ist nichts entschieden. Das Gremium wird voraussichtlich am Freitag, 18.8., darüber diskutieren und gelangt dann am Donnerstag, 24.8., zur definitiven Abstimmung über die genaue Formulierung der Definition, was ein Planet ist.
Links:
[1] http://www.astronomy2006.com/
[2] http://astro.cas.cz/nuncius/
[3] http://www.iau2006.org/mirror/www.iau.org/iau0601/iau0601_release.html
Damals wurde nämlich Pluto von Clyde Tombaugh am Lowell-Observatorium in Arizona entdeckt und von der Internationalen Astronomischen Union (IAU) als neunter und bisher letzten Planeten klassifiziert. Seither wurden viele neue Körper im Sonnensystem entdeckt. Bei einigen (z.B. 2003 UB313) stellte sich sogar heraus, dass sie grösser als Pluto sind. Da die Frage, was genau ein Planet ist, bisher nie klar festgelegt wurde, herrschte nun Unklarheit, ob es sich bei den Neuen lediglich um sehr grosse Kleinplaneten oder um eigenständige Planeten handelt.
Die IAU hatte daraufhin eine Kommission ins Leben gerufen, die eine klare Definition der Planeten formulieren sollte. Geplant war an der derzeit laufenden 26. General Assembly der IAU in Prag [1] den Vorschlag der Öffentlichkeit vorzustellen und darüber abzustimmen.
Ueber die möglichen Varianten wurde in letzter Zeit viel spekuliert. So lagen auch Formulierungen im Raum, Pluto aufgrund seiner Grösse und Bahn wieder zu einem Kleinplaneten zurückzustufen. Diese waren vermutlich aus amerikanischer und auch historischer Sicht nicht haltbar. Ein anderer Vorschlag ging dahin, das Kriterium zum Planeten über ihre absolute Helligkeit (V-magnitude) zu definieren. Dieser Vorschlag wurde überigens gerade noch gestern im IAU Newsletter Nr. 2 der Konferenz publiziert [2].
Heute morgen hat die IAU den Spekulationen ein Ende bereitet und den offiziellen Vorschlag des Planet Definition Commitees in einer Pressemitteilung [3] dargelegt.
Nach dieser sogenannten Resolution 5 dürfte ein Planet über die Gravitationskomponente definiert werden: Ein Planet soll ein Himmelskörper sein, der a) genügend gross ist, dass er sich aufgrund seiner eigenen Masse im hydrostatischen Gleichgewicht (hydrostatic equilibrium) befindet und demzufolge von nahezu runder Gestalt ist; sowie b) sich um einen Stern bewegt und dabei weder selber ein Stern, noch ein Begleiter eines anderen Planeten ist.
Es wird noch ergänzt, dass die Grösse für a) näherungsweise für Objekte mit einer Masse ab 5 x 10^20 kg und einem Durchmesser von mehr als 800 km zutrifft. Auch bei b) gibt es noch eine Präzisierung und zwar jene, dass bei einem Mehrkörpersystem auch der kleinere Begleiter als eigenständiger Planet anerkannt wird, sofern sich der Masseschwerpunkt (das Baryzentrum) zwischen den Körpern befindet. Letzteres ist beim System Pluto/Charon der Fall, womit also auch Charon den Status eines Planeten erhalten dürfte. Wir hätte es also hier mit dem ersten Doppelplaneten im Sonnensystem zu tun.
Der Vorschlag der IAU unterscheidet zwischen den klassischen acht Planeten, welche vor 1900 entdeckt wurden und sich auf kreisähnlichen Bahnen nahe der Ekliptik bewegen und den übrigen planetaren Objekten die kleiner als Merkur sind. Der bisher grösste Kleinplanet Ceres erhält neu den Status eines Planeten. Aus historischen Gründen wird noch vorgeschlagen, Ceres als "dwarf planet" also Zwergplanet von den übrigen klassischen Planeten abzugrenzen.
Als bemerkenswertes Details steht am Rande noch zu lesen, dass die ebenfalls grossen Kleinplaneten Pallas, Vesta und Hygeia bisher noch zu wenig genau untersucht wurden und sich alle drei möglicherweise ebenfalls in einem hydrostatischen Gleichgewicht befinden könnten. Sollte sich dies tatsächlich bewahrheiten, wären auch diese drei Himmelskörper als Planeten, bzw. Zwergplaneten, zu bezeichnen.
Wie erwartet wird auch Pluto als Mitglied der Transneptunischen Objekten (TNO's) weiterhin der Planetenstatus gewährt. Solche TNO's haben im Gegensatz zu den klassischen Planeten typischerweise stark geneigte Bahnen mit hoher Exzentrität und Umlaufszeiten von über 200 Jahren. Es wird vorgeschlagen, diese Gruppe neuer Planeten, wovon Pluto der Prototyp wäre, als "Plutons" oder zu Deutsch "Plutone" zu benennen.
Alle weiteren Objekte im Sonnensystem, welche nicht die Definition eines Planeten erfüllen, aber die Sonne umkreisen, sollen kollektiv als "Small Solar System Bodies" benannt werden. Es wird explizit auch erwähnt, dass man in Zukunft die Bezeichnung "Minor Planet" nicht mehr verwenden möchte.
Somit hätten wir also, sollte sich dieser Vorschlag durchsetzen, mit mindestens drei neuen Planeten im Sonnensystem zu rechnen: Ceres, Charon und 2003 UB313 (auch inoffiziell Xena genannt).
Wie erwähnt ist dies erst der Vorschlag der IAU Kommission (wenn auch ein sehr konkreter und weit fortgeschrittener) und noch ist nichts entschieden. Das Gremium wird voraussichtlich am Freitag, 18.8., darüber diskutieren und gelangt dann am Donnerstag, 24.8., zur definitiven Abstimmung über die genaue Formulierung der Definition, was ein Planet ist.
Links:
[1] http://www.astronomy2006.com/
[2] http://astro.cas.cz/nuncius/
[3] http://www.iau2006.org/mirror/www.iau.org/iau0601/iau0601_release.html
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