Freitag, 19. Mai 2006
Tiefster Sommervollmond seit 74 Jahren
Zu einem Jahrhundertereignis der besonderen Art kommt es in der Sommer-Vollmondnacht vom 11. auf den 12. Juni. Noch nie seit dem 18. Juni 1932 stand der volle Mond im Juni so tief über dem Südhorizont wie dieses Jahr.



Wer über die Jahre hinweg den Mondlauf beobachtet, stellt unschwer fest, dass der Pfad, den der Mond vor den Sternen zurücklegt nicht immer gleich verläuft. Einmal nimmt er einen tieferen Kurs, dann wieder schwingt er sich hoch über die scheinbare Sonnenbahn. In diesem Jahr ist die Lage der Mondbahn extrem, was uns den „tiefsten“ Juni-Vollmond seit dem 18. Juni 1932 beschert.

Das sommerliche Mondspektakel

In Zürich geht der voll beschienene Erdbegleiter am Sonntagabend, 11. Juni, erst um 21:51 Uhr MESZ am mathematischen Horizont auf. Je nach Beobachtungsstandort verzögert sich der Mondaufgang um eine weitere Dreiviertelstunde, da die Mondbahn extrem flach verläuft. Ein erhöhter Standort mit freier Sicht nach Südsüdosten ist von Vorteil. Gegen 01:36 Uhr MESZ (Montagmorgen, 12. Juni) steht die Mondscheibe nur etwas mehr als 13° hoch genau im Süden, wesentlich niedriger als die Sonne am kürzesten Tag des Jahres. Bereits um 5:20 Uhr MESZ taucht der Mond im Südsüdwesten wieder unter.



Somit dauert die Sommervollmondnacht bei uns nur 7 Stunden und 29 Minuten. Das diesjährige Jahrhundertereignis wird nur noch einmal, am 22. Juni 2024, getoppt. Dann steht der Vollmond noch etwas knapper über dem Südhorizont.
Im südlichen Skandinavien, etwa in der norwegischen Hauptstadt Oslo, schafft es der Vollmond nach Mitternacht kaum über den Horizont. Noch weiter nördlich sieht man ihn gar nicht mehr, denn hier scheint während 24 Stunden die Sonne.

Tiefer als die Sonne im Winter

Grund für die speziellen Verhältnisse der Mondbahn in diesem Jahr ist deren besondere Lage gegenüber der scheinbaren Sonnenbahn (auch Ekliptik genannt). Die Mondbahn ist um etwas mehr als 5° gegen die Bahn der Sonne gekippt. Weil die Schnittpunkte von Mond- und Sonnenbahn im Laufe des Jahres mit dem Frühlings- beziehungsweise Herbstpunkt zusammenfallen, addieren sich Mondbahnschräge und Ekliptikschiefe, womit der Vollmond im Dezember gut 5° oder zehn Mondbreiten höher steht als die Sonne zum Zeitpunkt des Sommeranfangs. Im Juni sind die Verhältnisse genau verkehrt; jetzt kulminiert der Vollmond 5° tiefer als die Mittagssonne am 21. Dezember.



Natürlich spielt der genaue Vollmondzeitpunkt und das Zusammenfallen der Mondknoten mit den Äquinoktien eine entscheidende Rolle. Der absolute Optimalfall wäre, wenn all diese Faktoren gleichzeitig mit der Sommersonnenwende eintreten würden.

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